Therapiehund
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass sich ein Hund gesundheitsfördernd auf das Wohl des Menschen auswirken kann. Dies betrifft sowohl physische als auch psychische Bereiche. Im Folgenden sollen einige gesundheitsfördernde Wirkungen des Hundes dargestellt werden:[1]
- Der Hund hat durch Reduktion der Stresshormone Kortisol und Adrenalin sowie durch Dämpfung des „Fight or Flight-Zustandes“ im sympathischen Nervensystem eine entspannende Wirkung.
- Der Hund kann unser Wohlbefindenund unsere Lebensfreudeüber Änderungen in den Botenstoffen/Hormonen wie z.B. Endorphin, Dopamin, Oxytocin, Prolaktin und Beta-Phenylethylamin fördern.
- Der Hund bewirkt eine physiologische Reduktion des Blutdrucks und verbessert den prozentualen Sauerstoffanteil im Blut, was zu einer Reduktion der Herz-Kreislauf-Krankheiten (…) führen kann.
- Der Hund kann zu einer Senkung von Risikofaktoren wie z.B. Cholesterin- und Fettgehalt im Blut führen, weshalb er einen verbesserten Kreislauf, weniger Arterienverkalkung und geringeres Vorkommen von Blutgerinnseln bewirkt.
- Der Hund hat eine antidepressive und angstdämpfende Wirkung, die unter anderem über Aktivitätsveränderungen in spezifischen Hirnregionen stattfindet, beispielsweise in der Amygdala und in den Stirnlappen.
- Der Hund kann einen immunstärkenden und ‑regulierenden Effekt haben, der die Immunabwehr zellular und molekular optimiert und damit Allergien, Asthma und Krebs entgegenwirkt.
- Die Nähe und die Freundschaft des Hundes sind nachweislich genauso gut wie die Freundschaft eines Menschen, weshalb der Hund ein soziales Bedürfnis erfüllen kann, das für unsere Gesundheit von Bedeutung ist.
- Der Hund kann das soziale Kapital und die Rolle in der Gesellschaft von Menschen verbessern. Er stellt ein soziales Schmiermittel dar, das den Kontakt zur Umwelt und die Auffassung anderer verbessert, was wiederum eine bessere Selbstauffassung sowie eine bessere soziale Interaktion und bessere Motivation auslösen kann.
- Der Hund kann uns in positiver Weise ablenken, sodass wir unsere Krankheit oder unseren Schmerz mehr oder weniger vergessen. Damit werden wir von unserem eigenen Elend und unserer Hoffnungslosigkeit abgelenkt. Dieses passiert u.a. über die tierspezifischen Neuronen des menschlichen Gehirns, die beim Anblick eines Hundes aktiviert werden.
- Ein Therapiehund hat keine Nebenwirkungen, wie sie bei gängigen Medikamenten bedauerlicherweise Vorkommen können. Damit ist nicht gesagt, dass Hunde pharmazeutische Behandlungsstrategien jemals ersetzen werden oder können, aber sie können den Verbrauch von Medikamenten auf nebenwirkungsfreie Weise reduzieren.
Wie sieht die Arbeit mit einem Hund in der Psychotherapie nun aus?
Der Hund kommt beispielsweise dann zum Einsatz, wenn sich ein/e Patient/-in in einem Zustand emotionaler Überforderung befindet. Hunde wirken nicht nur beruhigend, sondern haben ‑wie oben aufgeführt- eine angstdämpfende Wirkung, die unterstützend im Umgang mit negativen Emotionen eingesetzt werden kann.
Bei psychischen Erkrankungen, die eine Störung des eigenen Körperempfindens mit sich bringen (oder diese mit zur Ursache haben), kann ein Hund unterstützend wirken, um diesen Bezug langsam wieder aufzubauen.
Da ich in meiner Arbeit davon ausgehe, dass Emotionen leiblich empfunden werden (siehe Bereich „Körpertherapie“), ist eine gesunde Psyche ohne einen gesunden Bezug zum eigenen Körper nicht möglich. Das körperliche Erleben der Umwelt (welches in der Leib-Philosophie Helmuth Plessners als das Körper-Seinbezeichnet wird) ist nun derjenige Bereich, zu welchem in vielen psychischen Beeinträchtigungen der Bezug verlorengeht. In der Möglichkeit, unser Sein zu reflektieren (uns also von „außen“ selbst zu betrachten), unterscheiden wir uns vom Tier, welches wesentlich körperlich existiert und kommuniziert. In der Körpertherapie soll genau der Teil im Menschen angesprochen werden, der sich nicht von außen betrachtet, der Teil des Körper-Seins. Da der Hund quasi ein „Profi“ im Körper-Sein ist, wird er von mir unterstützend eingesetzt, damit eben dieser Bezug wieder hergestellt werden kann.
Das ist Leon, mein Therapiehund, der mich bei meiner Arbeit unterstützt:
Leon ist im Jahr 2018 geboren und kommt von den Gentle Guardians aus Pölitz. Ich war lange auf der Suche nach einem Hund, der ein so freundliches und unvoreingenommenes Wesen wie Leon hat. Leon geht auf Menschen zu, lässt sich gerne streicheln und ist sehr empfindsam und empathisch.
Der Einsatz von Leon als Therapiehund wurde mit dem Veterinäramt des Kreises Segeberg abgeklärt. Zudem erfolgen regelmäßige Kontrollen durch eine Tierärztin, ob er die gesundheitlichen Ansprüche erfüllt, die ein Therapiehund zu erfüllen hat.
[1]Im Folgenden wird zitiert: Penkowa, Milena: Hund auf Rezept. Warum Hunde gesund für uns sind. Nerdlen/Daun 2014, S. 142 f.